Wo stand die Römerbrücke?

Bereits während der römischen Kaiserzeit überquerte die Fernstraße von Ladenburg in Richtung Süden den Neckar auf einer Brücke. Studierende der Geoarchäologie wollten wissen, ob davon noch Reste erhalten sind.

Archäologische Untersuchungen Ende des 19. Jh. konnten belegen, dass die Römer auf einer Steinpfeilerbrücke mit Holzüberbau den Neckar überquerten. Im Flussbett des Neckars behinderten die Reste der Pfeilerfundamente bei Niedrigwasser die Schifffahrt. 

Durch die Aufschüttung der Neckarwiese im Zuge des Neckarausbaus in den 1880er-Jahren bestand der begründete Verdacht, dass hier ein Pfeilerfundament im ursprünglichen Neckarbett erhalten geblieben ist. Ursprünglich reichte der Neckar unmittelbar bis an die Uferstraße in Neuenheim.

Ein Student bei der elektromagnetischen Messung

Recherche

Am Beginn der Arbeiten stand die Recherche – wo lag die Römerbrücke genau? Eine Grabungsdokumentation aus dem Jahre 1878 sollte helfen. Bekannt ist, dass die meisten Pfeilerfundamente dem Ausbau des Neckars zur Schifffahrtsstraße zum Opfer gefallen sind - vermutlich nicht der unter der Neckarwiese.

Wo keine archäologische Grabung möglich ist, müssen wir mit einer virtuellen „Grabung“ nach den Resten suchen. Dazu dienen die Methoden der geophysikalischen Prospektion.

Methoden

Zur Ausbildung setzten wir die Methoden der geoelektrischen Widerstandstomographie (Geoelektrik) sowie die Elektromagnetik ein. 

Die Geoelektrik wurden zur Messung von Profilen eingesetzt, die zeigten wie hoch die Neckarwiese aufgeschüttet ist. Mit der Elektromagnetik wurden Flächen bis in 2,3 m Tiefe gemessen, die ein dreidimensionales Bild des Untergrundes ergeben – ähnlich einer Computertomographie (CT). 

Ob die Interpretation der Messergebnisse stimmt lässt sich allerdings nur durch eine archäologische Grabung überprüfen. Üblicherweise dient die Prospektion wie wir sie durchgeführt haben zur Vorbereitung dieser Arbeiten.

Ein Kabel der Geoelektrik wird von Nilgänsen beäugt

Vermessung

Zur Dokumentation für die Denkmalschutzbehörden war es notwendig, die Lage der Messungen zentimetergenau einzumessen – so konnten wir weitere Methoden in die Lehre integrieren: Die Vermessung mit der Totalstation und dem differenziellen GPS (GNSS).

Geoelektrisches Profil durch den Untergrund - es werden verschiedene Schichten erkennbar

Ergebnisse

Die Reste der Römerbrücke konnten wir nicht eindeutig lokalisieren. Wir haben aber viel über den Aufbau der Neckarwiese gelernt.

So wurde in den 1860er Jahren der Leinpfad als Damm neu gebaut. Dahinter wurde dann in zwei Phasen das Material der Fahrrinne des Neckars und anderer Schutt deponiert und es einstand die erste Neckarwiese.

Zu Beginn des 19. Jh. war der westliche Teil noch eine Schlittschuhbahn für die Bevölkerung Heidelbergs und durch eine Traverse vom östlichen, schon aufgeschütteten Bereich mit dem Spielplatz abgetrennt. 

Wohl mit dem Schleusenbau der 1920er Jahre fiel weiteres Material an und die Neckarwiese wurde weiter aufgeschüttet. Diese Phase und die befestigte Traverse sehen wir im virtuellen Schnitt der geoelektrischen Widerstandstomographie. Deutlich zeichnen sich in unterschiedlich grünen und blauen Farben gröbere und feinere Aufschüttungen ab, links der Traverse (rot) ist eine Böschung erkennbar, die hinunter zur Schlittschuhbahn führte. Diese ist auf älteren Karten auch als „Eisweiher“ bezeichnet.

Interdisziplinarität

Am Geländepraktikum nahmen Studierende der Geoarchäologie, der Ur- und Frühgeschichte (Vermessungskurs III) und der Geographie gemeinsam teil und konnten ihre individuellen Vorkenntnisse einbringen. Betreut wurde die Veranstaltung von Dr. Carsten Casselmann und Dr. Bertil Mächtle.

Presse

Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger informierten sich vor Ort. Auch die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete.