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Mittelpaläolithikum Wildkirchli - was steckt im ­Untergrund?

Mit der Geophysik auf den Spuren der Neandertaler

Im Jahre 1903 begann durch Emil Bächler die Erforschung der Höhlen am Wildkirchli im schweizerischen Kanton Appenzell Innerrhoden (Bächler 1940). Bei Grabungen wurden Steinwerkzeuge aus dem Moustérien (bis ca. 40 000 Jahre vor heute, während eines Interstadials) und noch ältere Tierknochen freigelegt (Sonderegger 2014). Die exakte Lage der damals angelegten Schnitte ist jedoch unklar.

Messelektroden sind in einer Karsthöhle aufgebaut

Grund genug, auf Einladung von Fabio Wegmüller (Universität Zürich - Institut für Archäologie, Fachbereich Prähistorische Archäologie) mit Hilfe der geoelektrischen Tomographie die Mächtigkeit der Höhlenablagerungen und die Lage der Grabungsschnitte zu bestimmen.

Der steinige, kompakte Untergrund und dessen geringer Feuchtegehalt machten die Messungen schwierig - dennoch gelang es, die Lage der Altgrabungen zu lokalisieren und außerdem die Schichtverhältnisse im ungestörten Teil der Höhle zu erkunden.

Dort werden weitere Spuren des Menschen sowie Relikte der kaltzeitlichen Fauna erwartet. Dazu gehören der Höhlenbär, Gämse, Steinbock, Wolf  und der in den Alpen seltene Leopard.

Messdaten werden auf einem Laptop angezeigt

Praxiserfahrung sammeln als wissenschaftliche Hilfskraft

Die Arbeiten wurden von wissenschaftlichen Hilfskräften begleitet, die auf diese Weise in Ergänzung des Studienangebotes der Geoarchäologie ihren praktischen Erfahrungsschatz im Bereich der Durchführung und Auswertung der Geophysik, Vermessung und Dokumentation erweitern konnten. 

Mit ihrem erweiterten Erfahrungsschatz auf unterschiedlichsten Fundplätzen sind sie als spätere Absolventinnen und Absolventen auf dem freien Arbeitsmarkt und in der Wissenschaft sofort einsetzbar.

Studierende in Winterkleidung bei der Geoelektrikmessung in der dunklen Höhle

Ausblick und Dank

In der nahen Zukunft wird sich entscheiden, ob auf Basis der geophysikalischen Erkenntnisse eine erneute Grabung in den Wildkirchli-Höhlen stattfinden wird. Hierbei böte sich die Möglichkeit, mit modernen Methoden neue Erkenntnisse über die Menschen und Tiere, die die Höhlen frequentierten, und die damalige Umwelt zu gewinnen. 

Das Team aus Heidelberg dankt allen Beteiligten für die Organisation, Genehmigung und Finanzierung der Arbeiten.

Literatur

Bächler, E. (1940): Das alpine Paläolithikum in der Schweiz im Wildkirchli, Drachenloch und Wildenmannisloch. Die ältesten menschlichen Niederlassungen aus der Altsteinzeit des Schweizerlandes. 

Sonderegger, S. (2014): Frühe Zeugnisse der Nutzung.- In: Büchler, H. (Hrsg.): Der Alpstein - Natur und Kultur im Säntisgebiet.

Impressionen